Was ist das 'Safe and Sound Protocol'

Prof. Dr. Stephen Porges hat das Therapieprogramm "Safe and Sound Protocol" basierend auf fast 4 Jahrzehnten Forschungsarbeit zur "Polyvagaltheorie" entwickelt. Die Polyvagaltheorie erläutert die Beziehung des autonomen Nervensystems und dem sozial-emotionalen Prozess; das "SSP" wurde als praktisches Werkzeug daraus abgeleitet.

 

Wie funktioniert das SSP?

Safe and Sound Protokoll Musikliste
Das SSP ist eine spezifisch frequenzbearbeitete Musikplayliste

Das "SSP" ist ein auditives Trainingsprogramm mit dem man an 5 aufeinanderfolgenden Tagen in jeweils 1 Stunde gezielt die Regulation des autonomen Nervensystems (genauer: eines Abschnitts des Vagusnervs) stimuliert. Dieses geschieht, indem das auditive autonome Nervensystem unmittelbar angesprochen und systematisch mit spezifisch hierfür verarbeiteter Musik und schrittweise gesteigerter Anforderung trainiert wird.

 

Die Musik trainiert die auditiven Nervenverbindungen indem sie auf das Frenquenzband der menschlichen Stimme fokussiert. Wenn das auditive System des Klienten lernt, diese sprachspezifischen Frequenzen zu verarbeiten, verbessert dies die Funktion von zwei cranialen Nerven, die eine wichtige Grundlage für jegliches soziale Verhalten bilden. Cranial Nerv VII (Fazialer Nerv) hilft den Klienten sich auf die menschliche Stimme zu fokussieren und irrelevante Frequenzen auszufiltern. Cranial Nerv X (Vagus Nerv) ermöglicht Selbst-Beruhigung und die autonome Regulation.

 

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Intervention ist es Klienten häufig möglich, sich besser in der Schule, Therapie und im Alltag zu fokussieren und einen ruhigen emotionalen und physiologischen Zustand herzustellen.

 

Diese Rückmeldungen basieren auf Studien, die gezeigt haben, dass sowohl Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit und Regulation des eigenen Zustands, als auch die Fähigkeit sozialer Interaktion sich nach dem Programm verbessern.

 

Hier finden Sie die Forschung (englischsprachig) zum SSP.

Was ist mit dem Begriff Neurozeption gemeint?

Neurozeption ist ein Begriff, den Prof. Dr. Stephen W. Porges von der Universität Illinois in Chicago im Rahmen seiner langjährigen Forschungsarbeit der Polyvagaltheorie geprägt hat.

 

Neurozeption bedeutet: Unabhängig vom Bewusstsein registriert das Nervensystem Gefahren der Umgebung und steuert den Ausdruck adaptiven Verhaltens, um es dieser Neurozeption der Umgebung anzupassen. Diese wird entweder als: ungefährlich («sicher»), gefährlich oder lebensbedrohlich eingeschätzt.

 

Und selbst wenn kognitiv kein Grund zur Angst erkennbar ist, kann der Körper völlig anders reagieren. Beispiele hierfür sind: wir spüren plötzlich ein stark pochendes Herz oder beginnen sichtbar zu zittern, werden Rot im Gesicht oder ganz blass, es wird einem schwindlig oder manche fallen plötzlich in Ohnmacht ect.

 

Für die Arbeit mit Autisten ist der neurozeptive Zustand des 'in-Sicherheit-Seins' vorrangig relevant; dieser Zustand ist für uns alle die Voraussetzung dafür, dass unser gesamtes Nerven- und Körpersystem sich dem Leben zuwendet bzw. zuwenden kann. So lange auf dieser Basis kein kontrollierbarer zuverlässiger Zustand von subjektivem 'Sicher-Sein' entwickelt werden kann, verschließt sich das System auf der Ebene des autonomen Nervensystems grundlegend dem Kontakt mit der Außenwelt.

 

Sie werden häufig die Beobachtung oder Erfahrung teilen, dass Autisten im Kontakt mit manchen Menschen oder in Situationen, in denen sie sich wohlfühlen, entspannt sind, und ganz andere Möglichkeiten/ Fähigkeiten/ Verhaltensweisen zur Verfügung haben, als dies in subjektiv oder objektiv empfundenen Stresssituationen der Fall ist.

 

Das praktische Ergebnis seiner langjährigen Forschung ist das "Safe and Sound Protocol", ein einfach anzuwendendes, 5 stündiges therapeutisches Werkzeug, das sich als sehr wirksam darin zeigt, die 'kortikale Regulierung des sozialen Kommunikationssystems' zuzuschalten - und so die freiwilligen prosozialen Verhaltensweisen anzuregen, die in autistischen Kindern/Menschen fehlen. Durch diesen Prozess wird die Wahrnehmung des Autisten nachhaltig und spürbar entlastet. Das macht es zu einem wichtigen Werkzeug vor jeder Form von Therapie mit Autisten.

 

Sie haben Fragen? Rufen Sie mich gerne an.

 

Ihre Sonja Heinrich